Unser Plan

Wir sind in 69 Tagen zu Fuss von Seegräben nach Perranporth in Cornwall / England gewandert. Am 5.6.2024 sind wir am Nachmittag in Perranporth angekommen.
 
Unsere Reiseroute führte uns durch die Nordwestschweiz nach Basel und quer durch das Burgund und die Champagne nach Paris und via Rouen nach Dieppe an die Kanalküste Wir unterquerten den Ärmelkanal per Taxi-Shuttle / Eisenbahn. Von Swanage ging es weiter durch Dorset, Devon und Cornwall nach Perranporth an der Atlantikküste. Wir haben anschliessend das Kinderhospiz «Little Harbour» in St. Austell besucht.

1’600km für einen wichtigen Zweck und ein Herzensanliegen: Ein Spendenlauf für Kinderhospize!

1600 km
1600 km

Wir sind viel gelaufen, pro Tag im Schnitt über 5.5 Stunden respektive ca. 24 km pro Tag, hoch und runter, und dies bei jedem Wetter.
Die längste Tagesstrecke betrug 31 km. Die Tagesetappe mit den meisten Höhenmetern war in der Grafschaft Dorset mit total 580 Höhenmetern und einer Distanz von 25 km. Der Buggy wog im Schnitt rund 40 kg.

Tagebuch

Woche 1 – Seegräben nach Basel

Total 162 km | 27 km pro Tag

Es geht also los, der Startschuss ist an einem regnerischen Frühlingstag gefallen. Wir laufen uns warm, sammeln erste Erfahrungen und kommen gut vorwärts. Unser umgebauter «Baby-Jogger-Stroller» aus den 90er Jahren bewährt sich. Auf schmalen Pfaden kommen wir nicht so rasch vorwärts, wie auf den ausgebauten Velowegen.

Woche 2 – Basel nach Vesoul

Total 160 km | 23 km pro Tag

Wir sind in Frankreich angekommen! Das Aprilwetter sorgt für feuchten und schlammigen Untergrund, weshalb wir auf die befestigten Langstreckenwege ausweichen. Entlang der vielen Kanäle geniessen die Hunde freien Auslauf, wir pilgern und geniessen die Ruhe.
Auf die Britischen «Bed & Breakfast»-Unterkünfte bereiten wir uns bereits jetzt in den sogenannten «chambres d’hôtes» vor. Wir bemerken, dass wir in der Schweiz in Sachen Hundefreundlichkeit ein bisschen verwöhnt sind.

Woche 3 – Vesoul nach Langres

Total 136km | 27 km pro Tag

In sehr ländlichen Gegenden kommen wir weiter gut voran. Da das Wetter nun merklich wärmer ist, marschieren wir bereits früh am Morgen los, um die kühlen Temperaturen nutzen zu können. Auch die Hunde benötigen öfter Pausen und wir sind dankbar um schattige Rastplätze. Einige Unterkünfte stellen sich als nicht besonders Hundefreundllich heraus, aber unsere Improvisationsgabe hilft uns, eine geeignerete Route zu finden und so passen wir unseren ursprünglichen Plan leicht an. An unserem wohlverdienten Ruhetag schnuppern wir bereits zum ersten Mal die Luft der Seine und Paris rückt in greifbare Nähe. Langres ist ein beschauliches Städtchen auf einem Hügel, zahlreiche kleine Häuser zieren die Stadtmauer und wir geniessen den Ausblick über den See.

Woche 4 – Langres nach Troyes

Total 161km | 23 km pro Tag

Wer glaubt, dass in der Champagne die Korken knallen hat sich geirrt: Es ist kalt. Es ist windig. Und es ist teilweise nass. Die grosse Herausforderung ist: Möglichst spät am Morgen die Unterkunft verlassen und möglichst früh wieder in die nächste Unterkunft sein. Die künstlichen Seen bei Dienville sind beeindruckend und unser Lastengefährt ist unterdessen auch merklich leichter geworden: Fast das ganze Hundefutter ist mittlerweilen aufgefressen.


Umso mehr haben wir uns den Ruhetag in Troyes verdient. Wir erhalten Besuch von unserem guten Freund Roger Baud. Er versorgt uns mit einigen logistischen Bedürfnissen, unter Anderem dem Spezialfutter für die Hunde: Das gewohnte Monoprotein ist für Leo wichtig und so ist auch unser Wagen gleich einige Kilogramm schwerer.

Woche 5 – Troyes nach und durch Paris

Total 239km | 24 km pro Tag

Wir nähern uns schrittweise Paris. Dies motiviert uns. Nach Troyes geniessen wir nochmals die weiten Landschaften. Abwechslung bringt ab und zu eine Autobahn oder eine strak frequentierte TGV-Linie. Kurz vor Fontainebleau verändert sich die Landschaft und vor allem auch die Siedlungen. Wir laufen nun durch grosse Laubwälder mit einem dichten Netz an Fahrwegen und Trampelpfaden, alle autofrei. Die Hunde können sich frei bewegen – unsere Reise wird entspannter. Nach weiteren 9 Tagen erreichen wir Paris, von Osten her, der Seine entlang. Kurz vor dem «Gare de Lyon» spüren wir Paris: Viel Verkehr, Polizei mit Blaulicht und Sirene, Metrostationen, grosse Parkanlagen, Brasseries an den Strassen, und vor allem viele Touristen.

Wir haben zwischenzeitlich unseren Rhythmus gefunden und kommen gut voran. Die Tagesetappen plant Stephanie ca. 3-5 Tage im Voraus. Herzlichen Dank. Die Routenplanung ist aufwändig, dies weil in dieser Jahreszeit noch viele Unterkünfte saisonal geschlossen sind und nicht alle Unterkünfte Hunde beherbergen. Die Feinplanung der Routen erfolgt dann meistens am Vorabend. Wenn wir Glück haben, ist auch das eine oder andere Restaurant am kommenden Nachmittag geöffnet. Für uns gibt es dann etwas Warmes zu essen, und für die Hunde zusätzliche Ruhepausen.
Und das liebe Wetter in der fünften Woche: Da hat sich kaum was verändert – immer noch kalt, feucht und windig. Unsere Kleiderwahl, das Schuhwerk und vor allem unser «Pilgerwagen» haben sich bewährt.

Auch die Hunde machen gut mit. Netti läuft runde die Hälfte der Strecken und lässt sich dann im Wagen transportieren. Leo legt die ganze Distanz selbst zurück. Beide brauchen längere Ruhephasen. Wir schauen deshalb, dass wir spätestens zwischen 15.00 – 16.00 bei der nächsten Unterkunft sind. Dann folgte die obligate Zimmerstunde für die Hunde, währenddem wir die Route respektive die weiteren Tagesetappen planen. Später folgt dann das Nachtessern, wenn möglich auswärts, falls ein Restaurant in der Nähe geöffnet ist.

Woche 6 – Paris nach Rouen

Total 166 km | knapp 24 km pro Tag

In sieben Tagen sind wir vom Stadtrand Paris nach Rouen gewandert. Es war eine sehr abwechslungsreiche Strecke, mal durch einen Laubwald auf schmalen Pfaden, dann wieder der Seine entlang auf gut ausgebauten Velowegen und auch auf befestigten Strassen übers Land, meisten auf schwach frequentierten Strassen. Auch das Wetter war uns wohlgesinnt. Und wir sind jetzt mehr als 1’000 km gewandert. Insgesamt war es eine schöne und erlebnisreiche Wanderwoche.

Es sind auch deutlich mehr Leute unterwegs als noch vor vier Wochen. Man grüsst sich: «Bonjour». Es kommt immer wieder zu Gesprächen. Wir sind definitiv in Frankreich angekommen. Und wir fallen mit «Poppa-Schesa» und unseren zwei Hunden auf. Die geplante Strecke von 1’600 km beeindruckt. Ungläubig wird nachgehakt: «Alles zu Fuss?». Ja klar…
Schwieriger wird es beim Thema «Spendenlauf». Das Thema lebenslimitierend erkrankte Kinder ist auch in Frankreich kein Thema. Dass es in der Schweiz 10’000 Kinder und Jugendliche gibt, welche auf Palliativ-Medizin angewiesen sind, bleibt eine abstrakte Zahl. Da fehlt bei den meisten Personen der Kontext und vor allem eine Betroffenheit. Da braucht es noch viel Aufklärungsarbeit. Herzlichen Dank an die Mitglieder des Gewerbevereins Seegräben, welche mich dabei intensiv unterstützen.

Was sind die schönsten Erinnerungen dieser Woche? Es sind sicherlich die Begegnungen, der Ort Giverny (Stichwort: Claude Monet)  und vor allem die Wanderwege entlang der Seine. Die Wege befinden sich meistens direkt an der Seine. Da stehen keine Häuser davor und versperren den Weg. So macht wandern Freude. In der Nähe von Siedlungen gleicht der Weg vielfach parkähnliche Anlagen, auf dem Land sind es dann schmale Pfade, welche teilweise fast verwachsen sind. Diese Abwechslung ist faszinieren und gleichzeitig kurzweilig. In der Nähe von Rouen wandelt sich das Bild – die Wochenend- und Ferienhäuser werden grösser, die Gärten davor gepflegter. Es ist auch deutlich mehr Leben spürbar – darüber freuen wir uns.

Die Planung ist immer noch aufwändig. Viele «Chambre d’Hote» sind noch nicht geöffnet, und die geöffneten Hotels und «Chambre d’Hote» lehnen Hunde ab. Trotzdem, wir hatten alles: Übernachtung auf einem Hausboot auf der Seine, ein Gästezimmer auf dem Land auf einem kleinen Bauernhof im Wald, in einem Hotel direkt an der Seine mit Wiese und Liegestühlen direkt an der Seine, ein Appartement sowie «normale» Hotels. 
Stephanie hat die Planung für die restlichen Etappen nach Dieppe bereits gemacht. Unsere Hunde müssen 24 h respektive nicht später als 72 h vor einer Überfahrt nach England offiziell entwurmt werden. Den entsprechenden Tierarzttermin in Dieppe haben wir. Und unser Taxi-Shuttle ist auch organisiert. Deshalb haben unsere Freunde in Swanage (England) bereits einen Tisch am Freitagabend vor Pfingsten im «Black Swan» für uns reserviert.

Woche 7 – Rouen nach Dieppe (an der Kanalküste)

Total 104 km | 26 km pro Tag

Wir sind 49 Tage respektive sieben Wochen unterwegs. Wir sind jetzt in Dieppe an der Kanalküste angekommen. Total sind wir 1’162 km in gut 270 Stunden gelaufen, im Durchschnitt knapp 24 km pro Tag.

Von Rouen und Dieppe wanderten wir durch schöne und weite Landschaften der Normandie. Die Landschaft war etwas hügelig, kleinräumiger, kleine Waldabschnitte und Hecken, etwas Ackerbau und Viehwirtschaft. Das Wandern war kurzweilig. Wir liefen durch kleine Dörfer hindurch, jeweils mit einer Kirche und einer (kleinen) Mairie (einfach erkennbar durch viele französische Fahnen an der Fassade). Restaurants, Bäckereinen und Läden: Fehlanzeige. Entweder für immer geschlossen oder diese haben noch nie existiert. Wir transportieren somit nicht nur das Hundefutter durch die Normandie, sondern auch unser Essen…

Wir folgen wieder den wenigen Unterkünften und laufen deshalb immer wieder mal einen Hügel hoch und dann wieder runter. Im Endeffekt werden es einige Höhenmeter pro Tag. 

Beeindruckend und von uns geliebt war wiederum ein «voie verte». Einfach genial diese Wander- und Velowege. Wir sind nachmals 20 km fernab von Strassen gelaufen und haben fast vergessen, abzubiegen zur nächsten Unterkunft, welche selbstverständlich wieder etwas abseits lag. Diese «voie verte» respektive «chemin vert» in Frankreich werden wir in guter Erinnerung behalten.

Wir erreichen Dieppe, ein grösserer Ort an der Kanalküste. Dort gäbe es auch eine direkte Fährverbindung nach England. Leider nicht für uns! Wir als Fussgänger mit Hund, also diese spezielle Kombination, ist nicht möglich. Ergo werden wir am Freitag direkt mit einem Taxi-Shuttle von Dieppe via Calais-Folkestone (Kanaltunnel) nach Swanage bei Bournemouth fahren. Zuvor haben wir noch einen Termin beim Tierarzt: Es geht um die offizielle Entwurmung unserer Hunde. Die Einreise in England kann dann frühestens 24h danach respektive spätestens 72h nach Medikamenteneinnahme erfolgen. Auch diese Prozedur haben wir überstanden und wandern die letzten drei Kilometer zum Meer. Und dies bei schönstem Wetter. Schlafen tun wir direkt am Meer in einem der vielen Hotels. Wir haben es verdient und wir geniessen es.

Am Freitagabend werden wir in England sein. Ein Tisch ist bereits im «Black Swan» in Swanage reserviert. Wir freuen uns auf unsere englischen Freunde. Am Samstag folgt dann noch ein Ruhetag als Folge vom strengen Freitagabend respektive wegen der Zeitumstellung in England…

Woche 8 –Dieppe und weiter in England 

Total 107 km | 21 km pro Tag

Wir sind 56 Tage respektive 8 Wochen unterwegs. Wir werden demnächst in Exeter (Devon) sein. Total sind wir bis anhin 1’270 km in gut 300 h gelaufen.

Wir sind nun in England. Nach einem Ruhetag in Dieppe (F) und Swanage (UK) sowie ein Tag für die Taxifahrt nach England, laufen wir nun weiter nach Cornwall.

Die Etappen haben wir etwas kürzer geplant, zum einen wegen den Hunden und zum anderen wegen dem hügeligen Gelände. Wir wandern immer wieder mal hoch und dann wieder runter. Am Ende vom Tag sind es dann viele Höhenmeter, weit mehr als zuvor in Frankreich. Unser Ziel ist es, jeden Tag rund 20 km oder etwas mehr zu laufen.

Der Unterbruch von drei Tagen hat unseren Rhythmus mehr gestört, als wir dies zuvor gedacht haben. Zum einen waren wir mit der Planung der letzten Etappe in England beschäftigt (und mental auch mit der Rückreise). Zum anderen waren es deutlich kürzere Distanzen an den Ruhetagen, die wir gewandert sind (der Motor ist kalt geworden) 

Zwischenzeitlich sind wir mehrere Tage gewandert und haben unseren Rhythmus wieder gut gefunden. Wir sind nun durch Dorset gewandert und befinden uns schon in Devon. Wir geniessen das mehrheitlich schöne Wetter, die grüne und abwechslungsreiche Landschaft sowie die zahlreichen Begegnungen. Es ist spannend und zugleich auch sehr berührend, mit unterschiedlichen Menschen über das Thema «Kinderhospiz» zu sprechen. Dass es dieses Angebot braucht, wird hier in England nie in Frage gestellt. Kinderhospize sind in England bekannt und diese werden unterstützt. Die Resonanz auf unseren Spendenlauf ist deshalb gross. Vielfach sind es Menschen, welche den Tod von Familienangehörigen verarbeiten mussten, welche uns immer wieder spontan ansprechen. Danke für diese wertvollen Gespräche.

Wir kommen vorwärts. Wir laufen jetzt durch wunderbare Landschaften der Grafschaft Devon. Wir fallen auf und werden vor allem auf dem Land angesprochen. Wir erhalten spontane Spenden für das Kinderhospiz in St. Austell, für welches wir zusätzlich Geld in England sammeln. Dies freut uns sehr. Auch heute Morgen hat beispielsweise ein Mann angehalten, gefragt, ob es ein Spendenlauf ist und uns 5 £ gegeben, einfach so, ohne grosses Nachfragen. Stellvertretend für alle Spendenden in den letzten Tagen: Herzlichen Dank

Wir geniessen die vielen Begegnungen und Gespräche an unterschiedlichen Orten. Heute Vormittag beispielsweise habe ich noch unseren Lunch in einem kleinen lokalen Laden gekauft. Schnell war ich Teil eines Gesprächs mit Kunden. Diese waren erstaunt über unser Projekt. Die Inhaberin hat mich dann gebeten, noch eine Petition für die Erhaltung der lokalen Primarschule zu unterschreiben. Ich sagte ihr, dass ich Schweizer bin. Sie sagte: «Ihre Unterschrift ist sehr wertvoll! Wir brauchen auch diese!». Ich habe unterschrieben, und sie hat sich herzlich bedankt. Ich hoffe deshalb, dass die «Primary School» in Tipton St. John erhalten bleibt, denn Bildung ist wichtig.

Stephanie hat die letzten Etappen in der Zwischenzeit geplant. Herzlichen Dank. Es war auch in England schwierig, passende Unterkünfte zu finden. Entweder waren Hunde nicht erlaubt oder die Hotels und B&B waren zu weit weg von unserer Wanderroute. Aber auch dies ist geschafft. Es sind jetzt noch knapp zwei Wochen bis Perranporth. Auch diese zwei Wochen werden wir noch schaffen und geniessen.

Woche 9 – Devon und das Dartmoor 

Total 151 km | 21 km pro Tag

Wir sind 63 Tage respektive 9 Wochen unterwegs. Insgesamt haben wir 1’420 km zurückgelegt. In der kommenden Woche werden wir durch Cornwall laufen und voraussichtlich am 4.6.2024 bereits in Perranporth sein. Dies sind 2 Wochen früher als geplant.

Wir sind in Devon. Uns gefällt Devon sehr. Wir waren schon öfters hier. Vor allem das Dartmoor kennen wir gut. Jedes Mal sieht es wieder anders aus. Wir haben uns deshalb auf diesen Streckenabschnitt sehr gefreut.

Das Dartmoor ist ein Naturschutzgebiet mitten in Devon auf 200 – 600 m.ü.M, also höher als die Umgebung. Im Westen sind es weitläufige Moorgebiete, welche nur begrenzt landwirtschaftlich genutzt werden. Hier trifft man wildlebende Ponys an, die sogenannten Dartmoorponys. Diese sind ein Überbleibsel des Bergbaues. Zudem weiden hier auch Schafe und einige Kuhherden. Auf den Hügeln sind noch die Überreste eines früheren Gebirges. Diese sehen von weitem aus wie Burgruinen. Dies ist typisch für das zentrale und westliche Dartmoor. Diese Felsformationen heissen vielfach Tor, also z.B. Haytor Rock oder Bellever Tor. Die höchsten liegen bis zu 600 m.ü.M. In diesem Gebiet gibt es viele prähistorische Bauten, wie Steinkreise (z.B. «Stone Circle Grey Wethers) und andere Bauten (z.B. Grimpspound bei Postbridge).

Das Dartmoor im Osten ist witterungsgeschützt. Das lokale Klima ist nicht so rau. Deshalb wird das Dartmoor im Osten intensiver landwirtschaftlich genutzt. Zudem gibt es viele Ferienhäuser mit Fernsicht nach Exeter und an die britische Riviera (Torquay, Paignton). Diese befinden sich hinter Hecken und sind kaum einsehbar. 

Nach dem Warmlaufen in Dorset sind wir nun endlich im Dartmoor. Wir haben die Route quer durch das Dartmoor gefällt. Ausgangspunkt war Exeter im Südosten mit der Absicht, quer durch das Dartmoor in den Nordwesten zu marschieren. Wichtige Orte für uns waren Bovey Tracey, Widecombe-in-the-Moor, Bellever, Postbridge und Princetown. Diese Route beinhaltet alle Facetten des Dartmoors. Übernachtet haben wir in Trusham, Haytor Vayle, Two Bridges und Peter Tavy, jeweils in einem Pub, einem (Luxus)Hotel, einem Landgasthof und schliesslich in einem einfachen B&B. Am besten hat uns «The Moorland Hotel Haytor» gefallen. Dieses ist schön gelegen neben dem Haytor Rock, einem Aussichtspunkt im Dartmoor, von welchem man ein Grossteil des Dartmoors überblicken kann. Wir sassen das erste Mal entspannt auf einer schönen Sonnenterrasse, an der Sonne, und haben den späteren Nachmittag mit unseren Hunden in vollen Zügen genossen. Vor uns ein gepflegter Garten. Hinter uns ein heller Speisesaal mit bequemen Stühlen. Daneben ein Bar und viele bequeme Sitzgelegenheiten als Ersatz für die eigene Stube. Zudem: geräumiges Zimmer, gutes Bett und hygienisch einwandfrei. Zusammengefasst: Es ist und bleibt wahrscheinlich unsere beste Übernachtung an einem der schönsten Orte von unserer Wanderung.

So gut das Hotel war, so «schlecht» war dann das Wetter. Man müsste eher sagen: so typisch war dann das Dartmoor-Wetter: Nass, starker Wind und kalt. Wir haben nichts anderes erwartet und waren deshalb nicht enttäuscht. Diese Region muss man derart mal erlebt haben. Die Kernetappe war eher lang (25 km) und die Höhenunterschiede gross (gegen 500 Höhenmeter) und kein Pub oder ähnliches auf unserer Strecke, welches am Montag früh offen war. Macht nichts. Um so mehr freut man sich am Ende auf die nächste Unterkunft. Bei uns war diese das «Two Bridges Hotel» in Two Bridges, einem Ort, welcher im Wesentlichen aus dem Hotel besteht und zwei Brücken, ein alte kleine und eine etwas neuere Brücke. Hauptsache, das Hotel war trocken und das Essen gut.

Und das Spenden: Trotz Regen und Wind kamen über 100 £ zusammen. Alle Spenden, welche ich in England sammle, gehen direkt an das Kinderhospiz in St. Austell.

Stephanie hat die letzten Etappen geplant. Herzlichen Dank: Wir haben passende Etappen vor uns, vielfach durch schöne Landschaften fernab vom Verkehr, kommen an Pubs vorbei und übernachten an schönen Orten.

Trotz der Freude am Wandern und der Tatsache, dass wir (wahrscheinlich) in nur 10 Wochen nach Cornwall gelaufen sind, freuen wir uns auf den Tag der Rückreise. Mitte Juni werden wir wahrscheinlich wieder in Seegräben sein. Ich freue mich vor allem auf meine Familie.

Woche 10 – Cornwall 

Total 145 km 

Wir sind 70 Tage respektive 10 Wochen unterwegs. Insgesamt haben wir 1’574 km zurückgelegt. 

Wir bleiben noch eine Woche in Perranporth und werden die «1’600km-Marke» knacken.

Am 15.6.2024 werden wir voraussichtlich wieder in Seegräben sein.

Wir haben das Dartmoor im Nordwesten verlassen und sind zunächst nach Launceston gelaufen, unser erster Halt in Cornwall. Für mich war es bewegend den River Tamar zu überschreiten. Dieser Fluss ist der Grenzfluss zwischen Devon und Cornwall. Jetzt sind wir in Cornwall.

Mit Freude dürfen wir feststellen, dass insgesamt das Wetter für einen Langstreckenlauf ideal war. Wir hatten Ende März kalte Tage und zwischendurch auch etwas Regen und starker Wind. Dann folgte eine warme, fast zu warme Woche. Die letzten 7 Wochen waren wettertechnisch, wenn ich ehrlich bin, geradezu ideal zum Wandern mit Hunden: meistens trocken und nicht zu warm, und schon gar nicht heiss. Nach einem Regentag vor einer Woche im Dartmoor – dies musste einfach so sein – haben wir jetzt eine lange Schönwetterperiode: Jeden Tag Sonnenschein, blauer Himmel, etwas Wind, und das Ganze bei maximal 20 – 22 °C. Für Cornwall ist dies nichts Aussergewöhnliches. Schönes Wetter hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: Ohne Sturm keine richtigen Wellen an der Atlantikküste. Hohe Wellen, also Wellen ab 1.5 m, hat man hier nur, falls es zuvor im Westen gestürmt hat.

Das Wandern in England war anders, nicht nur wegen der Landschaft, der Sprache und der «linken» Fahrweise. Wir sind in Dorset, Devon und Cornwall nicht auf ausgeschilderten (Fern)Wanderwegen gelaufen. Wir haben uns kleine befestigte Strassen gesucht mit wenig Verkehr. Unsere «Poppa-Schesa» konnten wir so einfach bewegen. In England sind jedoch die kleinen Strassen kaum beschildert, schon gar nicht als Wanderwege mit Fernziel wie in der Schweiz. Also mussten wir dauernd die Wanderkarte und/oder Wanderapp Komoot konsultieren und überprüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Dies ermüdet und lenkt vor allem von einem «kontinuierlichen Laufen» ab. Es war deshalb nicht das geliebte Pilgern, so wie wir es vom Jakobsweg her kannten. Macht nichts, wir gingen weder verloren, noch haben wir deswegen Umwege gemacht.

Und unsere Standard-Herausforderung, die Suche nach geeigneten Unterkünften: Dieses Problem hat sich wie ein roter Faden durch unsere ganze Reise hindurchgezogen. Auch in Cornwall hat sich dies nicht verändert. Stephanie hat die Suche und das Reservieren wieder perfekt gemacht.

Wir haben in der 10. Woche u.a. in einem Hotel, auf einer Farm mit weiteren 5 Hunden und in einem Feriencottage übernachtet. In der Zwischenzeit haben wir in knapp 70 verschiedenen Betten an unterschiedlichen Orten (mehr der weniger gut) geschlafen – jetzt reicht’s. Für unsere Hunde war dies wahrscheinlich die grösste Tortur. Wir sind deshalb froh, dass wir für die letzte Woche in Perranporth eine Ferienwohnung haben und zudem unsere «Poppa-Schesa» nicht mehr rumstossen müssen.

1’600 km sind eine lange Strecke. Nach 69 Tagen sind wir am Ziel, dies deutlich schneller als geplant. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Tatsache, dass wir mehrheitlich auf Ruhetage verzichtet haben. Im Nachhinein war dies eine wichtige und zugleich richtige Entscheidung: Wir blieben so im Rhythmus. Und was das Schönste ist: Wir sind jetzt am Atlantik gesund und munter angekommen.

Woche 11 – Perranporth 

Nach 69 Tagen sind wir in Perranporth angekommen, 2 Wochen früher als geplant.

Wir bleiben eine Woche in Perranporth und machen Wanderungen der Küste entlang.

Wir sind jetzt insgesamt 1’640 km respektive 396 Stunden gelaufen.

Wir waren schon öfters in Perranporth, jeweils im mit dem Auto. Dieses Mal war es anders: Wir sind gelaufen. Nicht alleine, sondern mit unseren beiden Hunden und unserer «Poppa-Schesa». Es war ein grossartiges Erlebnis. Wir haben endlose Landschaften im Burgund und der Champagne, teilweise an Kanälen oder auf einem «voie verte», mit wenigen Restaurant und Lebensmittelläden. Dann ging’s durch den Grossraum Paris, zunächst durch Vororte und grosse Wälder (Fontainebleau), dann der Seine entlang am Gare-de-Lyon vorbei zum Eiffelturm, und weiter nach Rouen und Dieppe. Hier sind wir das erste Mal am Meer gestanden. Nach der Taxifahrt nach Swanage sind wir durch Dorset, Devon und Cornwall gelaufen, mehrheitlich auf schmalen Nebenstrassen mit Hecken und «grünen Tunnels». Die Höhenmeter nahmen beachtlich zu – Hügel hoch und Hügel runter, bis zu 600m pro Tag. Wir kamen unserem Ziel näher. Und am Tag 69: Wir stehen am Atlantik. Für uns waren es nicht 69 harte Tage, sondern gefühlt ein kürzerer Zeitabschnitt mit vielen ausvergesslichen Momenten.

Bereits am Abend nach der Ankunft haben wir Phil und seine beiden Söhne besucht. Ich kenne Phil nun seit 19 Jahren. Wir haben beide am 13. Juni Geburtstag. Wir haben Phil und seine Söhne in der folgenden Woche noch mehrmals getroffen, so z.B. an einem Trainingsabend der «jungen Lebensretter» am Strand. Bei uns in den alpinen Regionen ist es der lokale Skiclub oder das Muki-Turnen / Jugi, und in England am Strand ist es die RNLI (Royal National Lifeboat Institution). Auch unsere Freunde von Swanage haben uns noch einige Tage besucht, genauso wie Simon und seiner Partnerin – sie haben uns das Auto gebracht, damit wir mit unseren Hunden einfacher nach Seegräben zurückreisen konnten.

Wir haben in der 11. Woche die Küste nördlich und südlich von Perranporth durchwandert bei absolut schönstem Wetter: sonnig, ca. 15° und Wind. Auf der einen Seite die Klippen und das türkisfarbene Meer, auf der anderen Seite teilweise die Überreste des Bergbaus oder dann grüne Landschaften. Es war eine erholsame Ferienwoche in und um Perranporth.

Ich lief nach wie vor mit meiner gelben Schutzweste herum und kam so schnell ins Gespräch. Ja, das Thema «Kinderhospiz» ist viel präsenter als bei uns. Man kennt diese Hospize, ist stolz darauf und spendet auch gerne dafür. In England habe ich zusätzlich Geld gesammelt für die drei Kinderhospize im Südwesten von England. 

Der Besuch des Kinderhospizes «Little Harbour» in St Austell am Dienstag am 11.6.2024 kurz vor der Rückfahrt war für mich ein sehr bewegender Moment. Zunächst der Empfang: «Thank you» stand auf einem Banner. Und wir haben eine Medaille aus Holz bekommen mit der Aufschrift: « I helped to raise smiles for children’s hospice SOUTH WEST». Dann die Führung durch das Hospiz und den riesigen Garten. Für mich beeindruckend war zu sehen, wie hier liebenswürdig mit lebenslimitierend erkrankten Kindern und deren Eltern und Geschwister umgegangen wird, wie diese Familien umfassend vor Ort oder zuhause unterstützt werden, mit welcher Liebe und Empathie dies gemacht wird und wie sich diese Institution mit ca. 90% Spendenanteil selbst finanziert: Chapeau, dies ist eine Meisterleistung. Meine Spendensammlung in England entspricht ca. 0.03% des Jahresbudgets. Eigentlich hätte das Kinderhospiz eine Medaille verdient.

Viele kleine Schritte ergeben in der Summe ein grosses Ganzes. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Personen bedanken, welche uns vor allem bei den Spenden und der Publikumsarbeit unterstützt haben. Stellvertretend für die vielen Unterstützer möchte ich einen besonderen Dank aussprechen an Daniel Frangi vom Gewerbeverein Seegräben für den Teil «Lokalhelden der Raiffeisenbank», an Nicola Presti von der Stiftung Kinderhospiz Schweiz sowie Florentin Züst für die Videoclips und die Pflege der Homepage.

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